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Gilbert Furian

Literatur

  • Furian, Gilbert: Mehl aus Mielkes Mühlen, Berlin (2019)
  • Furian, Gilbert: Der Richter und sein Lenker, Berlin (1992)
  • Furian, Gilbert: Auch im Osten trägt man Westen, Marxmühle (2002)

Gilbert Furian wurde 1945 in Görlitz geboren. Im Alter von 16 Jahren wurde er aus der Freien Deutschen Jugend (FDJ) ausgeschlossen, weil er abweichende politische Meinungen vertrat und weil er der Jungen Gemeinde der Evangelischen Kirche angehörte. Sein angestrebtes Dolmetscherstudium durfte er nicht antreten, stattdessen machte er eine Lehre als Verkehrskaufmann. 1967 wurde er zum Philosophiestudium an der Karl-Marx-Universität Leipzig zugelassen, drei Jahre später jedoch aus politischen Gründen exmatrikuliert. Gilbert Furian zog daraufhin nach Berlin und arbeitete seit 1971 als Sachbearbeiter für Inventuren und Versicherungen im VEB Wärmeanlagenbau Berlin.

Seine kritische Haltung zur DDR brachte ihn auf die Idee, Punks aus Ost-Berlin zu interviewen. Die Interviewsammlung verteilte er an mehrere Freunde im Westen für den privaten Gebrauch. Am 27. März 1985 wurde er verhaftet und in die Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) in Berlin-Hohenschönhausen gebracht. Ein Jahr später verurteilte ihn das Stadtbezirksgericht Berlin-Lichtenberg wegen "Anfertigens von Aufzeichnungen, die geeignet sind, den Interessen der DDR zu schaden" zu zwei Jahren und zwei Monaten Haft. Er kam in die Strafvollzugsanstalt in Cottbus, wurde im April 1986 von der Bundesrepublik freigekauft und auf eigenen Wunsch in die DDR entlassen. Anschließend arbeitete er in der Berliner Domkantorei.

Im Herbst 1989 gründete er die "Projektgruppe Politische Justiz in der DDR" in der Initiative für Frieden und Menschenrechte (IFM). Er vertrat die Bürgerbewegung "Neues Forum" am Runden Tisch in Berlin-Prenzlauer Berg. Gilbert Furian wurde noch im Juni 1990 vom Stadtgericht Berlin (DDR) freigesprochen. Er hat mehrere Bücher publiziert und führt seit dem Jahr 1994 Besucher durch die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen.