Hartmut Richter
Hartmut Richter wurde 1948 in Glindow (Brandenburg) geboren. Im August 1961 erlebte er als 13-jähriger den Berliner Mauerbau. Auf Besuch bei Verwandten in West-Berlin konnte er verfolgen, wie an der Bernauer Straße die Grenzabsperrungen hochgezogen wurden. Wenig später kehrte er in die DDR zurück.
Im Januar 1966 versuchte H. Richter, über die Tschechoslowakei nach Österreich zu flüchten. Er wurde gefasst und in das Untersuchungsgefängnis der Stasi in Potsdam gebracht. Im Mai 1966 wurde er zu zehn Monaten Haft auf Bewährung verurteilt.
Im August 1966 versuchte er erneut zu fliehen, indem er den Teltow-Kanal nach West-Berlin durchschwamm: So gelang ihm die Flucht. Ab 1972 durfte H. Richter infolge einer Amnestie wieder in die DDR einreisen. Über die Transitstrecke zwischen West-Berlin und der Bundesrepublik schmuggelte er 33 Menschen in seinem Auto aus der DDR. Im März 1975 wurde er während einer solchen Fahrt, bei der seine Schwester im Kofferraum lag, verhaftet und kam in die Untersuchungshaftanstalt nach Potsdam. Das Bezirksgericht Potsdam verurteilte ihn im Dezember 1975 unter Ausschluss der Öffentlichkeit wegen “staatsfeindlichen Menschenhandels" zur Höchststrafe von 15 Jahren. Die Haft verbüßte er in den Strafvollzugsanstalten von Berlin-Rummelsburg und Bautzen II.
Nach über fünf Jahren im Gefängnis wurde H. Richter im Oktober 1980 von der Bundesrepublik freigekauft und durfte nach West-Berlin ausreisen. Dort engagierte er sich bei der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte. Seit 1999 ist er Besucherreferent in der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen. H. Richter ist Mitinitiator des “DenkOrt”, der auf dem Friedhof in der Gärtnerstraße an die Opfer des Speziallagers Nr. 3 erinnert.