Das Haftkrankenhaus der Stasi
Auf dem Gelände der Untersuchungshaftanstalt befand sich bis 1990 auch das Haftkrankenhaus des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS).
Der anfangs einstöckige Bau beherbergte ursprünglich die Wäscherei und die Garagen der Großküche während NS-Diktatur und Zweitem Weltkrieg. Ab 1947 war hier die Verwaltung des zentralen sowjetischen Untersuchungsgefängnisses untergebracht. Nach der Übernahme des gesamten Haftortes durch das MfS wurde das Gebäude Ende der 1950er-Jahre zum Haftkrankenhaus umgebaut.
Ab 1959 wurden hier Inhaftierte aus den drei Berliner Untersuchungsgefängnissen und aus den Haftanstalten der Bezirksverwaltungen des MfS ambulant oder stationär behandelt. Dafür standen Zellen mit 28 Betten zur Verfügung. Mehr als 2.600 Personen wurden bis 1989 eingeliefert, darunter angeschossene Flüchtlinge, schwer erkrankte Häftlinge oder etwa Inhaftierte, die in Hungerstreik getreten waren. Die medizinische Versorgung hatte jedoch nicht unbedingt die Genesung der Gefangenen zum Ziel. Die vorrangige Aufgabe des Haftkrankenhauses war es, erkrankte Gefangene wieder prozesstauglich zu machen.
Pflegepersonal und Ärzte waren Mitarbeitende des MfS, die eng mit den anderen Abteilungen des Staatssicherheitsdienstes zusammenarbeiteten. Eine ärztliche Schweigepflicht bestand nicht.
Publikation
Peter Erler/Tobias Voigt, Medizin hinter Gittern. Das Stasi-Haftkrankenhaus in Hohenschönhausen, Berlin 2011.
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