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Stasi-Gefängnis
Neubau

Stasi-Gefängnis

Zentrales Untersuchungsgefängnis des Ministeriums für Staatssicherheit

Das 1950 gegründete Ministerium für Staatssicherheit (MfS) sollte die Herrschaft der SED sichern und Regimegegnerinnen und -gegner ausschalten. Dafür übernahm das MfS ab 1951 das sowjetische Kellergefängnis als seine zentrale Untersuchungshaftanstalt. Bis 1989 waren hier und in dem 1960 fertiggestellten Gefängnisneubau rund 11.000 Menschen inhaftiert. 

In den 1950er-Jahren befanden sich unter den Gefangenen Beteiligte des Aufstands vom 17. Juni 1953, Reformkommunistinnen und -kommunisten sowie in Ungnade gefallene Politikerinnen und Politiker, beispielsweise der ehemalige DDR-Außenminister Georg Dertinger (CDU) oder das einstige SED-Politbüromitglied Paul Merker. Das MfS entführte auch SED-Kritiker aus dem Westen: Der Journalist Karl Wilhelm Fricke wurde 1955 aus Westberlin verschleppt und in Hohenschönhausen fünfzehn Monate lang verhört. Das Oberste Gericht verurteilte ihn schließlich in einem Geheimprozess zu vier Jahren Zuchthaus. 

Ende der 1950er-Jahre errichteten Arbeitshäftlinge den Gefängnisneubau. Nach dem Mauerbau am 13. August 1961 waren hier zunehmend Menschen inhaftiert, die aus der DDR fliehen oder ausreisen wollten. Aber auch Kritikerinnen und Kritiker der SED wie der Dissident Rudolf Bahro, der Schriftsteller Jürgen Fuchs oder die Bürgerrechtlerin Bärbel Bohley saßen hier in Haft. 

Die physische Gewalt der 1950er-Jahre ersetzte das MfS seit den 1960er-Jahren durch psychologische Foltermethoden. Die Vernehmer erzeugten bei den Inhaftierten systematisch das Gefühl, einem allmächtigen Staat ausgeliefert zu sein: Der Aufenthaltsort ihrer Haft wurde ihnen verschwiegen, von Mitgefangenen waren sie streng isoliert. Die häufig monatelangen Verhöre sollten sie zu belastenden Aussagen zwingen.

Die friedliche Revolution im Herbst 1989 führte zur Auflösung des Staatssicherheitsdienstes und seiner Gefängnisse. Mit dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland am 3. Oktober 1990 wurde die Haftanstalt in Berlin-Hohenschönhausen geschlossen.
 

Videoreihe: Haft in Hohenschönhausen

Ehemals Inhaftierte erzählen von ihrer Ankunft in Hohenschönhausen, dem Haftalltag und den Vernehmungen.
(Videoreihe bei youtube)

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