Weiter zum Inhalt
Thomas Raufeisen
Zellengang im Neubau

Schicksale

Thomas Raufeisen

Thomas Raufeisen wurde 1962 in Hannover geboren und lebte dort bis zu seinem 17. Lebensjahr. Sein Vater – Armin Raufeisen – war Mitarbeiter des Industrieunternehmens Preussag und spionierte dort als Inoffizieller Mitarbeiter für das Ministerium für Staatssicherheit. Als Werner Stiller, Oberleutnant des MfS, im Januar 1979 in die Bundesrepublik Deutschland überlief und Teile des Spionagenetzes der DDR enttarnte, drohte auch Armin Raufeisen die Verhaftung. Das MfS zwang seinen Agenten und dessen Familie zu einer Überführung in die DDR.

Während sein Bruder sich weigerte, die DDR-Staatsbürgerschaft zu beantragen, und in den Westen ausreisen durfte, musste der minderjährige T. Raufeisen bei seinen Eltern in der DDR bleiben. 1979 brach er die Erweiterte Oberschule ab und begann eine Ausbildung zum KFZ-Mechaniker. In dieser Zeit stellte seine Familie mehrere Ausreiseanträge und wagte Fluchtversuche. Im September 1981 wurden T. Raufeisen und seine Eltern bei einem erneuten Versuch, das Land zu verlassen, verhaftet. In Berlin-Hohenschönhausen saß T. Raufeisen von September 1981 bis November 1982 in Untersuchungshaft bis er wegen „ungesetzlichen Grenzübertritts“ und „landesverräterischer Agententätigkeit“ zu drei Jahren Haft verurteilt wurde. Von November 1982 bis September 1984 war er in Bautzen II im Strafvollzug. Nach seiner Freilassung im September 1984 wurde ihm die Ausreise in die Bundesrepublik genehmigt, sodass er in seine Heimatstadt Hannover zurückkehren konnte.

T. Raufeisen absolvierte 1988 sein Abitur und nahm daraufhin ein Studium des Vermessungswesens auf. 1998 folgte der Umzug nach Berlin.

Seit 2003 ist Thomas Raufeisen an der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen als freiberuflicher Referent tätig, seit 2011 als Zeitzeuge an Schulen und Bildungseinrichtungen für das Koordinierende Zeitzeugenbüro. 
 

Weiterführende Informationen


  • Raufeisen, Thomas: Ich wurde in die DDR entführt. Von meinem Vater. Er war Spion, Freiburg im Breisgau 2017.

Die Publikation ist in der BuchHandlung89 erhältlich: BuchHandlung89

Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen (Hg.), Zeugen der Zeit. Porträts von Dirk Vogel, Berlin 2023.

Mehr Informationen

Publikation als PDF