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Arno Drefke
Zellengang im Neubau

Schicksale

Arno Drefke

Arno Drefke wurde 1934 in Wittstock (Brandenburg) geboren. Von 1948 bis 1952 machte er eine Ausbildung zum Handelskaufmann und zum Drogisten in Berlin Weißensee.

Anfang 1953 wurde er Kurierfahrer für die westdeutsche Organisation Bund Deutscher Jugend (BDJ) und am 19. April bei einer Kontaktaufnahme für den BDJ in Bad Langensalza verhaftet. Im Kellergefängnis (dem sogenannten U-Boot) in Berlin Hohenschönhausen wurde er vier Monate isoliert und in Nachtverhören mit Schlafentzug zu erpressten Geständnissen gezwungen. Am 1. September 1953 wurde er wegen „Spionage und Verbindungsaufnahme mit Westberliner Dienststellen“ zu einer lebenslänglichen Zuchthausstrafe verurteilt. Bis 1957 saß A. Drefke größtenteils ohne Arbeit im Zuchthaus Cottbus. Die Strafe wurde auf zwölf Jahre herabgesetzt und man brachte ihn ins Arbeitslager X des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS). Dort baute er unter anderem am neuen Gefängnisgebäude in Berlin Hohenschönhausen mit. 

1962 wurde er begnadigt und nach fast zehn Jahren Haft in die DDR entlassen. Kurz darauf gründete er mit Brunhilde eine Familie und musste über seine Hafterlebnisse schweigen. Mit der Wiedervereinigung 1990 durfte er nach über dreißig Jahren sein Schweigen brechen und endlich über seine Erlebnisse während der Haft reden. Er wurde rehabilitiert und als Opfer politischer Verfolgung anerkannt. 

Von 2006 bis 2016 war er als Besucherreferent der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen tätig. A. Drefke ist seit 2011 als Zeitzeuge an Schulen und Bildungseinrichtungen für das Koordinierende Zeitzeugenbüro im Einsatz. 2024 hat seine Tochter Birgit Hesse das Buch „Lebenshaft“ veröffentlicht, in dem sie auf der Grundlage der Original-Briefe, Tagebucheintragungen, Unterlagen des Stasi-Unterlagen-Archivs und Interviews die Geschichte ihrer Eltern erzählt.

Weiterführende Informationen


  • Birgit Hesse, Lebenshaft. Die ergreifende Geschichte meiner Eltern, Norderstedt 2024.

Gespräch und Lesung mit Arno Drefke und Birgit Hesse (19. Februar 2025): Zum Video
 

Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen (Hg.), Zeugen der Zeit. Porträts von Dirk Vogel, Berlin 2023.

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