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Helmut Brandt
Zellengang im Neubau

Schicksale

Helmut Brandt

Helmut Brandt wurde 1911 in Berlin-Spandau geboren. Der promovierte Rechts- und Volkswirtschaftswissenschaftler gehörte zu den Mitbegründern der CDU in Berlin. Als es 1948 zur Spaltung der Partei in eine West- und Ost-CDU kam, entschied sich Brandt für letztere. Er wurde Staatssekretär im Justizministerium der DDR. Helmut Brandt übte offen Kritik an den „Waldheimer Prozessen“ und verlangte vom damaligen Justizminister Fechner, seinem Vorgesetzten, dass die Verfahren neu aufgerollt werden. Damit fiel er in Ungnade. Der Konflikt wurde zur Regierungskrise und führte letztlich zu H. Brandts Verhaftung am 6. September 1950. 

H. Brandt saß zunächst knapp vier Jahre ohne Gerichtsverfahren in Untersuchungshaft, davon die längste Zeit im “U-Boot” in Hohenschönhausen, das er als „Menschenräuberkeller“ bezeichnete. Isolierung, Nachtverhöre, Dunkelzelle und Stehkratzer nutzte die Stasi als Methoden, um von Brandt ein Geständnis zu erzwingen. 1954 wurde er wegen „staatsfeindlicher Arbeit“ in einem Geheimprozess verurteilt. Weitere vier Jahre lang saß er in Haft, u. a. auch im sogenannten „Gelben Elend“ in Bautzen. Er wurde im September 1958 entlassen. Die Freiheit war von kurzer Dauer: 36 Stunden nach seiner Entlassung wurde er bei einem Fluchtversuch erneut verhaftet.

Nach insgesamt 14 Jahren Haft wurde H. Brandt im Rahmen des ersten großen Häftlingsfreikaufs im August 1964 in die Bundesrepublik entlassen. Danach war er jahrelang im wissenschaftlichen Dienst des Bundestages in Bonn tätig. Er engagierte sich ab 1990 für die Aufarbeitung der “Waldheimer Prozesse”.

Helmut Brandt starb 1998 in Bonn.