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Sowjet-Gefängnis
Zellengang im „U-Boot"

Zentrales sowjetisches Untersuchungsgefängnis

Nachdem das sowjetische Speziallager auf dem Gelände an der Genslerstraße im Herbst 1946 aufgelöst worden war, blieben Häftlinge zurück, die im Keller der ehemaligen Großküche Zellen einbauen mussten. Ab 1947 nutzte der sowjetische Geheimdienst diesen fensterlosen, bunkerartigen Trakt, das sogenannte U-Boot, als zentrales Untersuchungsgefängnis. 

Die feuchten und anfangs unbeheizten Räume waren nur mit einer Holzpritsche und einem Kübel ausgestattet. Tag und Nacht brannte eine Glühbirne. Die meist stundenlangen Verhöre der Inhaftierten fanden vor allem nachts statt und waren oft von Drohungen und körperlicher Gewalt geprägt. Ehemalige Häftlinge berichteten später, dass sie durch Schlafentzug, stundenlanges Stehen oder tagelangen Aufenthalt in speziellen Arrestzellen zu Geständnissen gezwungen wurden.

Zu den Inhaftierten zählten neben NS-Belasteten vor allem mutmaßliche politische Gegnerinnen und Gegner: Mitglieder der demokratischen Parteien SPD, LDPD und CDU; aber auch Kommunistinnen und Kommunisten sowie sowjetische Offiziere, die als nicht linientreu galten. Viele von Ihnen wurden später von sowjetischen Militärtribunalen zu langjähriger Lagerhaft und Zwangsarbeit verurteilt. Die Inhaftierungen waren zielgerichtete Maßnahmen zur Sicherung der kommunistischen Herrschaft während der Umgestaltung der ostdeutschen Gesellschaft nach sowjetischem Vorbild.

Von ehemaligen Inhaftierten, die nach dem Ende der SED-Diktatur einen Antrag auf Rehabilitierung stellten, wurde ein Großteil von der russischen Militärstaatsanwaltschaft in Moskau für unschuldig erklärt.

Forschungsbeitrag

Untersuchungshaft bei der sowjetischen Geheimpolizei

Die Berliner Haftstätten 1945 bis 1955

Peter Erler

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Haftschicksale

In unserer Mediathek finden Sie eine Auswahl an Biogrammen von Inhaftierten aus dem sowjetischen Untersuchungsgefängnis.

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