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Horst Jänichen
Zellengang im Neubau

Schicksale

Horst Jänichen

Horst Jänichen wurde 1931 in Berlin geboren. Im April 1946 verhaftete ihn der sowjetische Geheimdienst (MGB). Dem 15-jährigen wurde vorgeworfen, einer Werwolf-Organisation anzugehören. Nach mehrwöchiger Haft in einem sowjetischen Kellergefängnis in Berlin-Friedrichsfelde, kam er im Mai 1946 in das Speziallager Nr. 3 in Berlin-Hohenschönhausen und wurde von dort in das Speziallager Nr. 7 nach Sachsenhausen überführt.

Nach seiner Entlassung im Juli 1948 kehrte H. Jänichen nach Ost-Berlin zurück und engagierte sich für die West-Berliner Organisation Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit (KgU). Im Dezember 1950 verhaftete ihn das DDR-Ministerium für Staatssicherheit und beschuldigte ihn, drei Raketen mit Flugblättern nach Ost-Berlin geschossen zu haben. Die Stasi brachte ihn in das Untersuchungsgefängnis an der Prenzlauer Allee. Im Dezember 1951 verurteilte ihn ein DDR-Gericht wegen „Verbreitung tendenziöser Gerüchte” zu acht Jahren Haft. Nach einem gescheiterten Fluchtversuch im Oktober 1952 wurde das Strafmaß um zweieinhalb Jahre auf Bewährung erhöht. Erst im Januar 1959 kam Horst Jänichen frei.

Nach seiner Entlassung floh er nach West-Berlin, wo er sich in der SPD engagierte. Von 1967 bis 1971 vertrat er die SPD im Berliner Abgeordnetenhaus, von 1989 bis 1999 war er Mitglied der Bezirksverordnetenversammlung im Bezirk Tiergarten. Seit 1973 arbeitete H. Jänichen in der Pressestelle des Ministeriums für innerdeutsche Beziehungen, 1989 wurde er Referatsleiter im Bundesministerium des Inneren.

Ab 1999 führte er Besuchergruppen durch die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen. Ab 2011 war er als Zeitzeuge an Schulen und Bildungseinrichtungen für das Koordinierende Zeitzeugenbüro im Einsatz.

Im Dezember 2020 ist Horst Jänichen in Berlin verstorben.
 

Weiterführende Informationen


Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen (Hg.), Zeugen der Zeit. Porträts von Dirk Vogel, Berlin 2023.

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