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Ret Langmeier
Zellengang im Neubau

Schicksale

Ret Langmeier

Ret Langmeier wurde 1959 in Ost-Berlin geboren und wuchs in Berlin-Mitte auf. Nach dem Abitur besuchte er die Offiziershochschule der Grenztruppen der DDR in Plauen und wurde nach einem Jahr als Unterleutnant nach Berlin versetzt. Hier geriet er wiederholt in Konflikt mit der Linie der Partei- und Staatsführung, was letztendlich zu seiner Entlassung “aus gesundheitlichen Gründen” führte. Außerdem exmatrikulierte man ihn von der Ernst-Moritz-Arndt-Universität in Greifswald, an der er nach seiner Armeezeit ein Studium als Lehrer für Deutsch und Geschichte beginnen wollte.

In der DDR-Bürgerrechts- und Friedensbewegung fand Ret Langmeier eine neue politische Heimat und engagierte sich unter anderem bei der Vorbereitung und Durchführung der Berliner Blues-Messen. Er lebte als Künstler und Musiker in Ost-Berlin. Ab 1980 besuchte er regelmäßig die Volksrepublik Polen, da er sich von den Entwicklungen in dem Land einen zweiten Prager Frühling erhoffte. In Gdansk sammelte er Flugblätter und Materialien der Solidarność-Bewegung, um damit eine Ausstellung über die polnische Bürgerrechtsbewegung in einer Berliner Kirche zu organisieren. Auf seiner Rückreise aus Polen im November 1980 wurde er an der Grenze aus dem Zug heraus verhaftet und in die Untersuchungshaftanstalt nach Hohenschönhausen verbracht.

Nach der Untersuchungshaft wurde Ret Langmeier in die forensische Psychiatrie Berlin-Buch eingewiesen, was ihm zumindest die angedrohte mehrjährige Haftstrafe ersparte. Nach seiner Entlassung begann er erneut, sich politisch zu betätigen. 1984 drohten ihm die DDR-Behörden, ein weiteres politisches Verfahren gegen ihn einzuleiten und legten ihm nahe, das Land zu verlassen. Im November desselben Jahres reiste R. Langmeier nach West-Berlin aus. Dies nennt er, frei nach Milan Kundera, sein “Exil ohne Wiederkehr”.

Weil ihm die Nähe zu seiner Heimat, deren Betreten ihm als unerwünschte Person für immer verwehrt blieb, unerträglich war, übersiedelte er 1986 nach Niedersachsen. Dort gründete er eine Familie, arbeitete nach seinem Studium in Braunschweig als Sozialarbeiter und blieb auch weiterhin künstlerisch und politisch aktiv.

Seit 2010 führt Ret Langmeier Besuchergruppen durch die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen und sucht seit 2016 für das Koordinierende Zeitzeugenbüro Schulen und Bildungseinrichtungen auf.