Geboren im Gefängnis
Kinder politischer Häftlinge berichten
Zeitzeugengespräch
Freitag, 20.9.2019, 18.30 Uhr
Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen
Genslerstr. 66, 13055 Berlin
Mehr als 122.000 Menschen wurden ab Sommer 1945 in sowjetischen Speziallagern inhaftiert, weil sie Teil des NS-Apparates oder Mitglieder von NS-Organisationen waren. Viele wurden jedoch auf Stalins Geheiß wegen vermeintlicher antisowjetischer Aktionen oder völlig willkürlich verhaftet. Drei Viertel der Haftfälle sind seit Ende des Kalten Krieges durch die russische Justiz rehabilitiert worden. Die Betroffenen wurden zu unschuldigen Opfern politischer Verfolgung erklärt.
Ob in Buchenwald, Bautzen, Sachsenhausen oder anderswo, in allen Lagern gab es auch Kinder, die dort geboren wurden. Im Lager Sachsenhausen waren es bei der Auflösung 1950 mindestens noch 42. Sie wurden von der Verwaltung nicht registriert und erhielten bis 1948 auch keine eigene Essenration, Kleidung oder Pflegeartikel. Die Mütter teilten sich ihre kargen Essensrationen mit dem Kind. Als Kleidung diente die Wäsche der Verstorbenen.
Die hygienischen Bedingungen in den Lagern waren katastrophal, dazu herrschten Hunger und Krankheit. Im Speziallager Nr. 3 in Berlin-Hohenschönhausen starben bis zu dessen Schließung im Herbst 1946 mindestens 1.000 Menschen an den Folgen. Als die letzten Lager 1950 aufgelöst wurden, übergaben die sowjetischen Behörden viele Gefangene zur weiteren Strafverbüßung an die neugegründete DDR. Weibliche Häftlinge kamen größtenteils nach Hoheneck in Sachsen, das bekannteste und gefürchtetste DDR-Gefängnis für politisch verurteilte Frauen. Unter ihnen mindestens 30 Kinder. In Haft geborene Kinder wurden in Heime gesteckt. Erst mit der Entlassung der Mutter – oft nach vielen Jahren – gab es ein Wiedersehen zwischen Mutter und Kind. Doch die Jahre der Trennung hatten ihre Spuren hinterlassen.
Zwei dieser Kinder kommen in unserer Veranstaltung zu Wort: Birgit Stommel wurde 1948 im Gefängnis Bautzen, Rüdiger Sachs 1950 im Frauengefängnis Hoheneck geboren. Sie berichten über ihre Kindheit und die Auswirkungen der Haft ihrer Eltern auf sie selbst – bis heute.
Programm
18.30 Uhr: Begrüßung
18.40 Uhr: Filmvorführung
Kindheit ohne Namen
19.15 Uhr: Zeitzeugengespräch
- Birgit Stommel, geboren 1948 im Gefängnis Bautzen
- Rüdiger Sachs, geboren 1950 im Frauengefängnis Hoheneck
Moderation: Alexander Latotzky, Kindheit hinter Stacheldraht e.V.
Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Verein Kindheit hinter Stacheldraht e.V. statt.
Keine Anmeldung erforderlich.