Zurück

Schoessler web

Hansjürg Schößler

Hansjürg Schößler wurde 1963 als Hansjürg Deschner in Erfurt geboren und wuchs in einem christlich geprägten Elternhaus auf. Bereits als Jugendlicher weigerte er sich, der kommunistischen Freien Deutschen Jugend (FDJ) beizutreten und am so genannten Wehrkundeunterricht teilzunehmen. 1979 wurde er erstmals polizeilich "zugeführt" und im thüringischen Saalfeld vorübergehend in Untersuchungshaft genommen. Nach einer Hausdurchsuchung in Leipzig nahm ihn das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) 1980 erneut kurzzeitig fest. 1981 leitete das MfS gegen ihn eine so genannte Operative Personenkontrolle (OPK) ein, mit der seine geheimdienstliche Überwachung organisiert wurde. Er verweigerte den "Ehrendienst" in der Nationalen Volksarmee und in der Folge musterte man ihn vom Grundwehrdienst mit der Begründung aus: "Sie sind nicht würdig erachtet worden, ihren Ehrendienst in der Nationalen Volksarmee zu absolvieren".

1983 beteiligte sich Hansjürg Schößler an der Gründung eines unabhängigen Umwelt- und Friedenskreises in Eisenach, was mehrmals zu seiner Festnahme führte. Das MfS bearbeitete ihn nun in einem so genannten Operativen Vorgang (OV) mit dem Ziel, ihm eine Straftat nachzuweisen. Die Überwachung setzte sich fort, als er sich 1986 in der Initiative Frieden und Menschenrechte (IFM), im Pankower Friedenskreis und Hauskreis engagierte. Im Frühjahr 1989 kontrollierte er, zusammen mit anderen Bürgerrechtlern, die Stimmenauszählung bei den DDR-Kommunalwahlen. Der SED konnte erstmals nachgewiesen werden, dass sie die Wahlergebnisse fälschte. Bis Oktober 1989 stand Hansjürg Schößler in der DDR unter Hausarrest.

Nach der Öffnung der Berliner Mauer wurde er Vertreter der IFM am Runden Tisch in Berlin, wo er Anfang 1990 an der Auflösung des Ministeriums für Stastssicherheit mitwirkte. Bis 1992 war er als Abgeordneter der Bezirksverordnetenversammlung von Berlin-Pankow Ausschussvorsitzende des "Zeitweiligen Untersuchungsausschusses Stasi / VEM" im Bezirk Pankow.

Ende der 90er Jahre arbeitete Schößler 2000 im Forschungsverbund SED-Staat der FU Berlin. Im Jahr 2000 schloss er sein Soziologie-, Philosophie- und Geschichtsstudium ab. Seit September des selben Jahres ist er als Besucherreferent in der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen tätig.