13.8.2018 |
Großer Andrang im Ost-Berliner Polizeigefängnis

Knabe: „Keibelstraße muss dauerhaft geöffnet werden“

Zahlreiche Besucher haben am 57. Jahrestag des Mauerbaus an Führungen der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen durch das ehemalige Ost-Berliner Polizeigefängnis teilgenommen. Bis 13 Uhr waren schon mehr als 400 Personen erschienen, um sich von früheren Häftlingen das Gebäude zeigen zu lassen. Die hohe Zahl der Besucher zeigt, dass die Gedenkstätte das logistische Know-how besitzt, den Ort künftig zu betreiben. Das zu DDR-Zeiten berüchtigte Gefängnis steht seit 1996 ungenutzt leer.

Bemühungen der Gedenkstätte, dort regelmäßig Führungen anzubieten, scheiterten bislang am Widerstand der Berliner Bildungsverwaltung, die im Nachbargebäude sitzt.

Gedenkstättendirektor Hubertus Knabe wertete den Besucherandrang als Beleg für das große Interesse an diesem Ort: „Seit Jahren setzen wir uns dafür ein, das Gefängnis für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Viele ehemalige Häftlinge, die im Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen saßen, waren zuerst hier in Haft. Besonders spannend für Besucher ist es, sich die Geschichte von Zeitzeugen aus erster Hand schildern zu lassen. Leider werden die Zeitzeugen aber bisher von allen Überlegungen zur Zukunft dieses Hauses ausgeschlossen.“

Bislang wurde es der Gedenkstätte nur wenige Male gestattet, Zeitzeugenführungen im Gefängnis Keibelstraße durchzuführen. Auch dieses Mal erlaubte die Bildungsverwaltung Führungen nur am Montag (13.08.) und nicht am Sonntag (12.08.). Sie plant seit 2010, in dem Gebäude einen eigenen Lernort zu schaffen, dessen Eröffnung letzte Woche erneut um vier Monate verschoben wurde. In Zukunft sollen maximal 300 Schülergruppen pro Jahr den Ort erkunden dürfen. Für die breite Öffentlichkeit soll er die nächsten Jahre weiter geschlossen bleiben. Zeitzeugenführungen soll es in dem geplanten Lernort keine geben. Ehemalige Inhaftierte protestierten deshalb am Freitag (10.08.) gegen die Pläne.

Das Gefängnis in der Keibelstraße diente in der DDR als Ort für Zuführungen und Inhaftierungen. Von hier aus wurden die Gefangenen in andere Gefängnisse weitergeleitet. Unter ihnen befanden sich auch zahlreiche promintente DDR-Kritiker, wie City-Sänger Toni Krahl oder der Liedermacher Wolf Biermann. In dem Gebäude wurde auch der Bau der Berliner Mauer organisiert.

Kontakt:
André Kockisch, Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen
Telefon: 030 / 98 60 82-413
E-Mail: a.kockisch@stiftung-hsh.de


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