Sigrid Paul
Sigrid Paul wurde 1934 in Dommitzsch (Sachsen) geboren. Von 1951 bis 1954 absolvierte sie eine Ausbildung zur Zahntechnikerin. 1957 heiratete sie den Schiffbauingenieur Hartmut Rührdanz und zog nach Ost-Berlin um.
Im Januar 1961 kam deren erstes Kind, ein Sohn, zur Welt. Dieser, schwer erkrankt, wurde einige Tage nach dem Mauerbau in eine Klinik nach West-Berlin gebracht und dort behandelt. Nur sporadisch erhielt S. Paul von den ostdeutschen Behörden einen sogenannten Passierschein, um ihren Sohn im Westteil der Stadt zu besuchen. Nach einem abgelehnten Antrag auf Ausreise planten S. Paul und ihr Ehemann mittels gefälschter Reisepässe eine Flucht aus der DDR (zu fliehen) – ohne sie umsetzen zu können.
Die Staatssicherheit verhaftete S. Paul am 28. Februar 1963 auf dem Weg zur Arbeit. Ihr wurde vorgeworfen, drei Studenten beherbergt zu haben, die einen Fluchtversuch planten. H. Rührdanz, ihr Ehemann, wurde ebenfalls verhaftet. Nach einer ersten 22-stündigen Vernehmung in der Untersuchungshaftanstalt in der Magdalenenstraße brachte die Stasi beide nach Berlin-Hohenschönhausen. Im August 1963 verurteilte das Bezirksgericht Rostock das Ehepaar wegen Beihilfe zur “Republikflucht” zu vier Jahren Haft. S. Paul verbüßte ihre Strafe im Strafgefangenenkommando der Frauen in Hohenschönhausen.
Am 20. August 1964 wurde S. Paul von der Bundesrepublik freigekauft, jedoch in die DDR aus der Haft entlassen. Alle Versuche, zu ihrem Sohn, der weiterhin im West-Berliner Krankenhaus lag, zu gelangen, blieben ohne Erfolg. Erst 1965 wurde der Sohn entlassen und kehrte nach Ost-Berlin zurück.
Sigrid Paul gehörte zu den Ersten, die sich als Zeitzeugin engagierte und führte bereits ab 1994 Besuchergruppen durch die Gedenkstätte, die damals erst entstand. Sie starb am 18. Juni 2011 in Berlin.