Erhard Neubert
Erhard Neubert wurde 1946 in Suhl geboren. Bereits als Jugendlicher war sein Wunsch nach Freiheit sehr ausgeprägt. Er absolvierte eine Konditoreilehre und bewarb sich gleichzeitig auf dem FDGB-Urlauberschiff „Völkerfreundschaft”, wo er wegen „fehlender gesellschaftlicher Reife” nicht angenommen wurde. Daraufhin unternahm er mit 18 einen Fluchtversuch aus der DDR. In der Nähe von Helmstedt wurde er festgenommen und zu einem Jahr und sieben Monaten Haft verurteilt.
Neubert verbüßte seine Haftstrafe in der Strafvollzugsanstalt Berlin-Rummelsburg. Im Juni 1966 wurde er entlassen. Sechs Jahre nach der Haft erhielt er einen Einberufungsbefehl zur Nationalen Volksarmee (NVA). Weil er die Niederschlagung des Prager Frühlings von 1968 durch Truppen des Warschauer Paktes ablehnte und erklärte, niemals bei der NVA dienen zu können, unternahm er im April 1972 einen zweiten Fluchtversuch über die ungarische Grenze. Er wurde erneut verhaftet. Nach mehreren Wochen Haft in Ungarn wurde er an die DDR ausgeliefert und kam in Untersuchungshaft nach Potsdam in die Lindenstraße. Im Oktober 1972 wurde er aufgrund einer Amnestie freigelassen. 1974 konnte E. Neubert nach West-Berlin übersiedeln. Dort arbeitete er als Konditor im Kaufhaus des Westens. Seit 2009 führt er Besuchergruppen durch die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen und ist seit 2011 für das Koordinierende Zeitzeugenbüro an Schulen und Bildungseinrichtungen tätig.