Zivilcourage würdigen – zur Lage der Opfer des Kommunismus in Europa

Laufzeit 2013 bis 2015

Die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen im früheren Zentralgefängnis des DDR-Staatssicherheitsdienstes hat von 2013 bis 2015 ein Projekt durchgeführt, dessen Ziel es war, die Lage der Opfer staatlicher Gewaltherrschaft in kommunistischen Staaten im Kontext des von der EU angestrebten Opferschutzes vergleichend zu analysieren. Zentral war dabei die Frage, ob die ihnen zuteil werdende juristische und soziale Unterstützung jenen Standards des Opferschutzes genügt, an deren Verwirklichung die EU derzeit europaweit arbeitet.

Unter dem Titel „Zivilcourage würdigen“ wurde die Situation von Opfern staatlicher Gewalt in allen ehemaligen sozialistischen Staaten untersucht, die 2013 zur EU gehörten: Bulgarien, Deutschland, Estland, Lettland, Litauen, Polen, Rumänien, Tschechien, der Slowakei, Slowenien und Ungarn. Ergebnis ist eine über 600 Seiten starke Studie mit Expertenberichten aus elf Ländern. Projektpartner waren das lettische Okkupationsmuseum, das Institut für die Erforschung der Verbrechen des Kommunismus (IICCMER) in Rumänien und die „Plattform des Europäischen Gedächtnisses und Gewissens“, ein Zusammenschluss von 48 Institutionen zur Aufarbeitung von Nationalsozialismus und Kommunismus. Das Projekt wurde von der Generaldirektion Justiz der Europäischen Kommission gefördert.

Als Besonderheit für die Gruppe der Opfer politisch sanktionierter Straftaten muss berücksichtigt werden, dass ein erhebliches gesamtgesellschaftliches Interesse an der Aufarbeitung des an ihnen begangenen Unrechts besteht. Die Beschäftigung mit den Opfern staatlich sanktionierten Unrechts ist hierbei als Teil einer Auseinandersetzung mit vergangenen Regimen zu verstehen, die ihre Macht durch Repression und Terror sicherten. Bereits im Jahr 2009 verabschiedete das Europäische Parlament die Resolution über das “Europäische Bewusstsein und Totalitarismus” um an die gemeinsame Verantwortung für das historische Erbe beider Diktaturen auf dem europäischen Kontinent zu erinnern. Die unterzeichnenden Staaten bekannten sich somit auch zu ihrer Verantwortung für die Aufarbeitung der kommunistischen Gewaltherrschaft.

Opfer der kommunistischen Regime wurden jene, die politischen Widerstand gegen die Unrechtsregime leisteten oder aufgrund ihrer Überzeugungen, ihres Glaubens, ihrer sozialen Herkunft oder ihres Lebensstils ein Hindernis für die Allmachtsansprüche der totalitären Regimes darstellten oder darzustellen schienen. Bei allen Unterschieden der Einzelfälle haben diese Menschen gemeinsam, dass sie sich mit den Ansprüchen einer zentral kontrollierten Gesellschaft als inkompatibel erwiesen, dass sie in einem unfreien System Freiheiten einforderten und dass sie sich dem Konformitätsdruck der Regime widersetzten oder entzogen. Ihre Rehabilitierung und Entschädigung ist damit auch die Würdigung von Zivilcourage in einer unfreien Gesellschaft.


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Länderstudie (in englisch)

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Broschüre "Zivilcourage würdigen"
(in deutsch)

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Download:
Broschüre "Honouring Civil Courage"
(in englisch)

Format: pdf, Größe: 615 KB


Gefördert durch die Europäische Kommission
Generaldirektion Justiz

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