2.11.2021 |
Trauer um Klaus Dieter Losch

Klaus Dieter Losch 2

Ein besonderes Leben, ein besonderer Mensch – so von seiner Ehefrau beschrieben, verbleibt der Zeitzeuge Klaus Dieter Losch auch der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen in Erinnerung.

Nach schwerer Krankheit verstarb der 80-Jährige im August dieses Jahres und hinterlässt seine Ehefrau, zwei Söhne und viele Menschen, denen er sein bewegtes Leben erzählen konnte. Involviert in die Zeitzeugenarbeit und gut befreundet mit dem Zeitzeugen Hendrik Voigtländer, zog es Klaus Dieter Losch immer wieder an Orte seiner Erinnerungen. Selbst in Hohenschönhausen inhaftiert, nahm er auch an zahllosen Führungen teil und setzte sich immer wieder mit der Geschichte der DDR auseinander. Mit Leib und Seele tat er dies, im Wissen, Geschichte auf diese Weise lebendig zu halten.

Das Ehepaar Losch versuchte 1970 gemeinsam über Bulgarien in die BRD zu fliehen. Bei ihrem Vorhaben, die DDR hinter sich zu lassen, wurden beide jedoch verraten und verhaftet. Zielstrebig und kritisch sei Klaus Dieter Losch damals schon gewesen – seine Ablehnung gegenüber der SED-Diktatur zeigte er als junger Mann zunehmend offen, bis er sich mit seiner Frau im März 1970 zu einer Flucht entschied.

Als studierter Landwirt erlebte er früh die Auswirkungen des Unrechtsstaates. Mit der Perspektive, falsche oder schlichtweg unrealistische Vorgaben an LPG-Betriebe weiterzuleiten, konnte und wollte sich Klaus Dieter Losch nicht arrangieren.
Ohne das Wissen der Familie beschloss das Ehepaar, die DDR zu verlassen. Zu Fuß näherten sie sich 1970 der bulgarisch-jugoslawischen Grenze. Nach nur wenigen Kilometern wurden sie jedoch von Sicherheitsbeamten erfasst und unmittelbar zu ersten Verhören in ein Grenzgefängnis gebracht.

Man trennte das junge Ehepaar bei ihrer Verhaftung bis zu ihrem Flug nach Berlin nicht. Man ließ sie jedoch weder einander sehen, hören noch sprechen. In Hohenschönhausen angekommen, erlitten sie stundenlange Verhöre durch denselben Vernehmer. In einer Anekdote mit diesem, zeigt sich, wie mutig Klaus Dieter Losch in solch schwierigen Zeiten dennoch hatte sein können:

Er brachte seinen Vernehmer nämlich einmal beim Zählen von Westgeld in Bedrängnis:
In einem kurzen Moment, als dieser den Verhörraum verlassen hatte, setzte sich der junge Losch heimlich auf einen der Geldscheine. Das Ergebnis stimmte selbstredend nicht mehr. Auf diesen Fehler machte er den Vernehmer später aufmerksam. Als Art „Ausgleich“ erbat er sich, ein WM-Fußballspiel der deutschen Nationalmannschaft im Radio zu hören. Durch den Vernehmer selbst arrangiert, kam Klaus Dieter Losch in eine andere Zelle, von der aus er das Spiel über ein Radio hatte hören können.

Seinen Humor verlor er nie, stets blieb er dankbar, fest in seinem Glauben und stark trotz seiner Krebserkrankung.
Über viele Jahre lag ihm die Zeitzeugenarbeit der verschiedenen Gedenkorte am Herzen. Auch, um seiner Geschichte und die der zahllosen anderen Repressierten Gehör zu verleihen. Dass wir heute über Klaus Dieter Losch sprechen und an ihn erinnern, vermag viele weitere Anstöße zur Aufarbeitung der DDR- Geschichte geben.