4.6.2020 |
Trauer um Jörg Schütze
Geboren 1946 in Altglienicke wuchs er im Ost-Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg auf und entdeckte frühzeitig seine Leidenschaft für Jazz, Blues und Rock'n'Roll. Schütze wollte sich nichts vorschreiben lassen, trug lange Haare, lehnte die Mauer ab und verweigerte den Wehrdienst. Seinem Wunsch nach Selbstbestimmung verlieh er musikalisch Ausdruck und spielte mit anderen in Kellern und Untergrundkneipen. Schnell geriet er mit seinem auffälligen Äußeren ins Visier der Staatssicherheit. Bespitzelt und drangsaliert, sah Schütze für sich und seine Musik keine Zukunft in der DDR. Im September 1965 scheiterte sein Fluchtversuch. Er kam in Haft, u. a. in das Ost-Berliner Polizeigefängnis Keibelstraße und wurde zu einer zweijährigen Haftstrafe verurteilt, die er komplett verbüßen musste. Danach blieb die Musik sein Anker. 1976 war er Mitbegründer der Rockband „Monokel“. Für Tausende Fans wurden die Musiker zu führenden Figuren der Blues- und Kundenszene in der DDR, die sich nicht unterordnen wollten und mit ihren Texten Lebenslust und Widerstand demonstrierten. Die Bandmitglieder standen dabei unter ständiger Beobachtung der Stasi. Nach dem Mauerfall trennten sich die Wege. Schütze spielte weiter in verschiedenen Konstellationen, wie der „Monokel Blues Band“. Im Prenzlauer Berg etablierte er zudem „Speiches Rock- und Blueskneipe" zu einer festen Institution in der Berliner Szene. Mit Jörg Schütze geht ein Musiker, der über Generationen hinweg den Sound der unangepassten DDR prägte, indem er mit seinen Bandkollegen 1a Kraft-Blues machte.