6. Hohenschönhausen-Forum

Die Schuld der Vielen – Mitläufer gestern und heute

Montag, 4. November 2013, 9.00 Uhr
Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen
Genslerstraße 66, 13055 Berlin

2013 11 04 HSH Forum Titel

1. Mai-Demonstration in Ost-Berlin
© akg images

Es hat sie immer schon gegeben und es wird sie wohl auch in Zukunft geben – die Spezies der Mitläufer. In Diktaturen ist ihre Existenz besonders folgenreich. Wer dort den Anordnungen widerspruchslos Folge leistet, wird oft mitverantwortlich für Überwachung, Unterdrückung oder Tod.
Die Mitläufer im Nationalsozialismus werden heute überwiegend kritisch gesehen. Im Fall der DDR können sie dagegen vielfach mit Verständnis rechnen. Kaum einer, der einst das SED-Regime bejubelte, hat sich bisher mit seiner Mitverantwortung für das massenhafte Unrecht selbstkritisch auseinandergesetzt.

Experten und Zeitgenossen wenden sich deshalb auf dem 6. Hohenschönhausen-Forum erstmals einem Thema zu, das für die kommunistische Diktatur in Ostdeutschland bis heute weitgehend tabu ist: die politschen, psychologischen und institutionellen Mechanismen menschlicher Anpassung und ihre Funktionalisierung durch den totalitären Staat.

Eine Veranstaltung der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen und der Konrad-Adenauer-Stiftung

PROGRAMM

9.00-9.30 Uhr: Begrüßung

  • Dr. Hubertus Knabe, Direktor Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen
  • Andreas Kleine-Kraneburg, Leiter Akademie Konrad-Adenauer-Stiftung

9.30-10.00 Uhr: Warum ich kein Mitläufer wurde

Roland Jahn, Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen, Berlin

10.00-12.00 Uhr: Panel I: Die Anpassung der Masse

  • Die Last, ein Einzelner zu sein – Mechanismen der Macht
    Prof. Dr. Barbara Zehnpfennig, Politikwissenschaftlerin, Universität Passau
  • Hitlers stumme Helfer – Mitläufer im Nationalsozialismus
    Dr. Hendrik Thoß, Historiker, Technische Universität Chemnitz
  • Anpassen oder Widersetzen – Mitläufer in der DDR
    Marko Martin, Schriftsteller, Berlin
  • Zur Psychologie des Mitläufers – Menschen in der Masse
    Dr. Stefan Trobisch-Lütge, Psychologe und Psychotherapeut, Berlin
  • Moderation: Sven Felix Kellerhoff, Journalist Die Welt, Berlin

12.00-14.00 Uhr: Mittagspause

In dieser Zeit besteht die Möglichkeit zu einer Führung durch die Dauerausstellung oder durch die ehemalige Haftanstalt Berlin-Hohenschönhausen.

14.00-16.00 Uhr: Panel II: Anpassung in den Institutionen

  • Bürokratische Routine – Finanzverwaltung in Diktatur und Demokratie
    Prof. Dr. Sabine Mecking, Verwaltungshistorikerin, Fachhochschule für öffentliche Verwaltung Nordrhein-Westfalen, Gelsenkirchen
  • Furchtbare Juristen – Die Rolle der Justiz im Nationalsozialismus
    Prof. Dr. Christoph Safferling, Jurist, Philipps-Universität Marburg
  • Glücklicher Sklave – Erinnerungen eines DDR-Richters
    Rudi Beckert, ehemaliger Richter beim Obersten Gericht der DDR, Berlin
  • Die Partei hat immer Recht – Kadergehorsam in der DDR
    Dr. Jochen Staadt, Politologe, Forschungsverbund SED-Staat an der Freien Universität Berlin
  • Moderation: Dr. Hubertus Knabe, Direktor Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen

16.00-16.30 Uhr: Kaffeepause

16.30-18.30 Uhr: Panel III: Die Anpassung der Intellektuellen

  • Die Staatskünstler – Schriftsteller in der SED-Diktatur
    Dr. Karl Corino, Rundfunkjournalist und Schriftsteller, Tübingen

Download: Rede von Karl Corino

  • Anpassung als Rolle – Schauspieler in der DDR und im Nationalsozialismus
    Dr. Rainer Rother, Künstlerischer Direktor Deutsche Kinemathek Berlin
  • Lobreden auf den Führer – Intellektuelle im kommunistischen Rumänien
    Helmuth Frauendorfer, rumäniendeutscher Schriftsteller, stellvertretender Direktor Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen
  • Mitmachen oder Aufbegehren – Die Rolle der Intellektuellen in Russland heute
    Dr. Irina Scherbakowa, MEMORIAL, Moskau
  • Moderation: Dr. Norbert Seitz, Redakteur, Deutschlandfunk

18:30-18:45 Uhr: Schlusswort

Rita Schorpp, Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung, Berlin

Das Panel III wird vom Deutschlandfunk aufgezeichnet und am 22.11.2013, 19.15 Uhr in der Sendung „Das Kulturgespräch“ ausgestrahlt. Sie empfangen den Deutschlandfunk in Berlin über UKW 97,7, Kabel und Satellit, per Livestream unter deutschlandradio.de und im neuen Digitalradio.