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Mario Röllig
Zellengang im Neubau

Schicksale

Mario Röllig

Mario Röllig wurde 1967 in Ost-Berlin geboren und machte von 1984 bis 1986 eine Ausbildung zum Restaurantfachmann. Im Alter von 17 Jahren sympathisierte er mit einem West-Berliner Politiker. Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit versuchten ihn daraufhin 1986 als Inoffiziellen Mitarbeiter anzuwerben. Weil er dies ablehnte, wurde er massiv unter Druck gesetzt.

Im Juni 1987 versuchte M. Röllig, über Ungarn nach Jugoslawien zu fliehen. Dabei wurde er von der ungarischen Grenzpolizei verhaftet und nach einer Woche im Budapester Polizeigefängnis dem DDR-Staatssicherheitsdienst übergeben. Anfang Juli kam er in das zentrale Untersuchungsgefängnis des MfS nach Berlin-Hohenschönhausen, wo man ihm den "Versuch des ungesetzlichen Grenzübertritts" vorhielt. Im September 1987 wurde M. Röllig  aufgrund einer allgemeinen Amnestie nach drei Monaten aus der Untersuchungshaft entlassen. Erst am 8. Oktober 1987 wurde das Gerichtsverfahren gegen ihn mit der Auflage "drei Jahre Bewährung" eingestellt. Noch im selben Monat stellte M. Röllig (erfolglos) einen Ausreiseantrag, da nach seiner Entlassung die persönlichen und beruflichen Repressalien nicht aufhörten.

Anfang 1988 nahm M. Röllig an oppositionellen Veranstaltungen innerhalb der evangelischen Kirche teil. Nach einem Protestbrief an den DDR-Staatschef Erich Honecker wurde er schließlich am 8. März 1988 aus der DDR ausgebürgert. Er zog nach West-Berlin und ging einer kaufmännischen Tätigkeit nach.

M. Röllig lebt in Berlin und führt seit 1999 Besuchende durch die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen. Seit 2011 ist er als Zeitzeuge an Schulen und Bildungseinrichtungen für das Koordinierende Zeitzeugenbüro im Einsatz.

In der Stiftung Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen ist M. Röllig seit 2018 außerdem als Beiratsmitglied tätig. Seit 2019 ist er Mitglied des Berliner Landesvorstandes und Mitglied des Bundesvorstandes der Lesben und Schwulen in der Union (LSU). Als Menschenrechtsaktivist engagiert er sich seit vielen Jahren für die Rechte von LGBTIQ*.

Weiterführende Informationen


  • „Gesicht zur Wand“, Dokumentarfilm (Deutschland 2009) von Stefan Weinert
  • „Der Ostkomplex - Die Geschichte des Mario Röllig", Dokumentarfilm (Deutschland 2016) von Jochen Hick
     

“Mario Röllig: Der gekaufte Bauer”, S. 55-57

Beitrag in: Hubertus Knabe (Hg.), Die vergessenen Opfer der Mauer. Inhaftierte DDR-Flüchtlinge berichten, Berlin 2009

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Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen (Hg.), Zeugen der Zeit. Porträts von Dirk Vogel, Berlin 2023.

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