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Wolfgang Harich

Wolfgang Harich

Literatur

  • Harich, W.: Kommunismus ohne Wachstum? (1975)
  • Harich, W.: Keine Schwierigkeiten mit der Wahrheit (1993)
  • Harich, Wolfgang: Ahnenpass. Versuch einer Autobiographie. Herausgegeben von Thomas Grimm. (1999)

1923 in Königsberg geboren, verbrachte er seine Schulzeit in Neuruppin und Berlin. Dem Kriegseinsatz in der Wehrmacht entzog er sich 1944 durch Desertierung. Zugleich schloss er sich einer illegalen Widerstandsgruppe in Berlin an. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde er Mitglied der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD), die 1946 zur Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) wurde. Sein Studium an der Berliner Universität schloss er 1951 mit der Promotion zum Doktor der Philosophie ab. Anschließend arbeitete er als Professor und Fachlektor im Aufbau-Verlag. Zudem leitete er die von ihm mitbegründete und herausgegebene "Deutsche Zeitschrift für Philosophie". Über philosophische Fragen kam es 1952 zu ersten Auseinandersetzungen mit der SED-Parteiführung.

Nach dem Volksaufstand am 17. Juni 1953 kritisierte Harich offen die dogmatische Kultur- und Medienpolitik der SED. In der kurzen "Tauwetter-Periode" nach dem XX. Parteitag der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (Februar 1956) entwickelte er schließlich, gemeinsam mit anderen Gleichgesinnten, Ansätze für eine Reform des sozialistischen Systems. So konzipierte er im Herbst 1956 eine "Plattform für einen besonderen deutschen Weg zum Sozialismus", die eine Demokratisierung der DDR und die "friedliche Wiedervereinigung Deutschlands" vorsah. Nachdem er in diesem Zusammenhang Kontakt zur SPD und deren Ostbüro aufgenommen hatte, wurde Harich Ende November 1956 – nach der Niederschlagung des Ungarn-Aufstands – verhaftet und in das so genannte U-Boot in Berlin-Hohenschönhausen gebracht. Wegen seiner Bereitschaft zur Kooperation konnte er dort teilweise, wie auch im späteren Strafvollzug, seine literarischen und philosophischen Studien fortsetzen. Obwohl er öffentlich Reue zeigte, verurteilte ihn das Oberste Gericht der DDR im März 1957 wegen "Bildung einer konspirativ-staatsfeindlichen/konterrevolutionären Gruppe" zu zehn Jahren Zuchthaus.

Ende 1964 wurde er amnestiert und durfte die Sonderhaftanstalt Bautzen II verlassen. In der Folgezeit wandte er sich vor allem ökologischen Themen zu. 1979 durfte er in die Bundesrepublik übersiedeln, wo er sich unter anderem bei den GRÜNEN engagierte, kehrte aber 1981 enttäuscht in die DDR zurück. 1992 rief er die "Alternative Enquete-Kommission Deutsche Zeitgeschichte" ins Leben, deren Vorsitzender er wurde. 1994 wurde er Mitglied der PDS und schloss sich deren linken Flügel an. Harich starb 1995 in Berlin.