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Paul Merker

Paul Merker

Literatur

  • Kießling, W.: Partner im „Narrenparadies“. Der Freundeskreis um Noel Field und Paul Merker (1994)

1894 in Oberlößnitz geboren, lernte Merker den Beruf des Kellners. 1920 trat er in die Kommunistische Partei (KPD) ein und begann eine Karriere als hauptamtlicher Gewerkschafts- und Parteifunktionär. Von 1924 bis 1932 war er Abgeordneter des Preußischen Landtags, von 1927 bis 1945 Mitglied des Politbüros der KPD. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten ging Merker in die Illegalität und emigrierte 1934 nach Frankreich, wo er 1940 interniert wurde. Nach seiner Flucht aus dem Lager Le Vernet emigrierte er mit Hilfe des Vertreters einer amerikanischen Hilfsorganistion Noël Field 1942 nach Mexiko. Als er 1946 nach Deutschland zurückkehrte, wurde er erneut in die damalige kommunistische Führung, den Parteivorstand der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED), berufen. Nach Gründung der DDR im Oktober 1949 übernahm er den Posten eines Staatssekretärs im Landwirtschaftsministerium.

Als so genannter Westemigrant geriet er Anfang der fünfziger Jahre in die Mühlen der parteiinternen Säuberungen. Namentlich seine Beziehung zu dem angeblichen „amerikanischen Agenten“ Noël Field wurde ihm vorgeworfen. 1950 verlor er alle seine Ämter, darunter auch seine Mandate als Abgeordneter der Volkskammer sowie des Brandenburgischen Landtags. Die Zentrale Parteikontrollkommission der SED schloß ihn aus der Partei aus. Merker wurde nach Luckenwalde verbannt, wo er eine staatliche Gaststätte leiten musste. Im Dezember 1952 wurde er vom Staatssicherheitsdienst festgenommen und über ein Jahr im Untersuchungsgefängnis Berlin-Hohenschönhausen verhört. Er sollte Hauptangeklagter in einem geplanten Schauprozess nach sowjetischem Vorbild werden, der aufgrund von Stalins Tod (5. März 1953) nicht zustande kam. Nach mehr als zweijähriger Untersuchungshaft verurteilte ihn die DDR-Justiz im März 1955 schließlich in einem Geheimprozess zu acht Jahren Zuchthaus. Im Zuge des Moskauer „Tauwetters“ wurde er im Februar 1956 aus der Haft entlassen und im Juli vom selben Richter, der ihn zuvor verurteilt hatte, freigesprochen und rehabilitiert. Eine Zeit lang arbeitete er danach noch als Lektor im Verlag Volk und Welt. Psychisch und physisch gebrochen, starb Merker am 13. Mai 1969 in Berlin.