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Kurt Müller

Kurt Müller

Literatur

  • Dowe, D. (Hg.): Kurt Müller (1903-1990) zum Gedenken. (1991)

1903 in Berlin geboren, trat der gelernte Werkzeugmacher 1920 in die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) ein, für deren Jugendverband er im In- und Ausland als hauptamtlicher Funktionär tätig war. 1932 wurde er als Mitglied einer angeblich "parteifeindlichen Gruppe" aller Funktionen enthoben und als Arbeiter in das sowjetische Autowerk Gorki verschickt. Nach seiner Rückkehr leitete er einige Monate die illegale Arbeit der KPD in Südwestdeutschland. 1934 wurde er durch die Geheime Staatspolizei (Gestapo) verhaftet und saß bis 1945 in verschiedenen Zuchthäusern und Konzentrationslagern ein, die letzten fünf Jahre im KZ Sachsenhausen. Nach seiner Freilassung wurde Müller stellvertretender Vorsitzender der KPD in Westdeutschland und kam 1949 in den ersten Deutschen Bundestag.

Im März 1950 beorderte ihn die Führung der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) nach Ost-Berlin und ließ ihn unter Missachtung seiner parlamentarischen Immunität vom DDR-Staatssicherheitsdienst verhaften. Er kam zunächst in die Untersuchungshaftanstalt in der Albrechtstraße in Berlin-Mitte, wo er zeitweise vom damaligen Staatssekretär im Ministerium für Staatssicherheit (MfS) Erich Mielke persönlich verhört wurde. Im August 1950 wurde er dem sowjetischen Ministerium für Staatssicherheit (MGB) übergeben und in deren zentrales Untersuchungsgefängnis in Berlin-Hohenschönhausen überführt. Ab März 1951 befand sich Müller erneut im Gewahrsam des MfS. Im September 1952 kam er schließlich in das neue sowjetische Zentralgefängnis in Berlin-Karlshorst. In monatelangen Verhören und unter Anwendung verschiedener Foltermethoden sollte Müller zu einem der Hauptangeklagten eines geplanten Schauprozesses in der DDR gemacht werden. Unter anderem sollte er zugeben, Agent der Gestapo gewesen zu sein und im Auftrag Trotzkis Terrorakte gegen Stalin und andere sowjetische Parteiführer vorbereitet zu haben. Außerdem sollte er erklären, Spionageaufträge Titos und des englischen und amerikanischen Geheimdienstes ausgeführt zu haben. Der Schauprozess wurde jedoch nicht durchgeführt. Ein Sondergericht in Moskau verurteilte Müller schließlich am 18. März 1953 per Fernurteil zu 25 Jahren Haft.

Im Zusammenhang mit der Freilassung der letzten deutschen Kriegs- und Zivilgefangenen durch die Sowjetunion konnte Müller einige Zeit später in die Bundesrepublik zurückkehren. In einem offenen Brief an den damaligen DDR-Ministerpräsidenten Otto Grotewohl prangerte er 1956 die unmenschlichen Haftbedingungen in Berlin-Hohenschönhausen an und forderte vergeblich seine Rehabilitierung sowie die Bestrafung der Verantwortlichen. 1957 trat er der SPD bei und arbeitete bis ins hohe Alter als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Friedrich-Ebert-Stiftung. Kurt Müller starb 1990 in Konstanz.