2.4.2019 |
Manfred Köllner und der operative Vorgang "Waldläufer"

Koellner web
Von Konstantin Neumann
Zeitzeuge Manfred Köllner saß als angeblicher Spion über sechs Jahre unschuldig in Haft. Er war Opfer des operativen Vorgangs (OV) „Waldläufer“, in dessen Zuge zwölf Menschen mehr oder weniger willkürlich verhaftet, jahrelang vernommen und schließlich abgeurteilt wurden.

„Die Staatssicherheit weiß alles, kann alles und macht keine Fehler“

Manfred Köllner und der operative Vorgang „Waldläufer“

 

Von Konstantin Neumann

Veröffentlicht in: Zeitschrift des Forschungsverbundes SED-Staat, Nr. 43/2019, S. 38-48.

An seine Verhaftung kann sich Manfred Köllner noch lebhaft erinnern. Es war Dienstag, der 28. September 1971. Morgens um 5:30 Uhr klingelt es plötzlich an der Tür seiner Wohnung in Bad Salzungen, eine Kleinstadt im Bezirk Suhl: „Aufmachen, Polizei!“ Manfred Köllner, der sich keiner Schuld bewusst ist, vermutet noch, dass die Ordnungshüter sein Telefon benötigen. Doch als er die Tür öffnet, blickt er einem Stasi-Offizier entgegen, der ihm einen Haftbefehl wegen Spionage unter die Nase hält. Hinter dem Mann stehen zwei Männer, die Köllner heute an die Gebrüder Klitschko erinnern. Beim Abtransport sieht er, dass mit Kalaschnikows bewaffnete Männer um das Haus postiert sind. Er wird in ein bereitstehendes Auto geführt und nach Suhl ins dortige Stasi-Untersuchungsgefängnis transportiert. In den darauffolgenden zweieinhalb Jahre andauernden Vernehmungen wird Manfred Köllner mit den abenteuerlichsten Vorwürfen konfrontiert, massiv bedroht und unter Druck gesetzt. Schließlich wird er wegen vermeintlicher Spionage zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt.

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Vorschlag zur Zitierweise: Konstantin Neumann, „Die Staatssicherheit weiß alles, kann alles und macht
keine Fehler“. Manfred Köllner und der operative Vorgang „Waldläufer“, Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, Studien und Analysen, 01/2019.